Warum es wichtig ist, die Resilienz bei Teenagern zu fördern

Cyberbullying Research Center

Sameer Hinduja und Justin W. Patchin

13. Juni 2022

Resilienz beschreibt „die Fähigkeit, sich von Widrigkeiten nicht beirren zu lassen, sich wieder aufzurichten, sich erfolgreich anzupassen und sowohl soziale als auch akademische Kompetenzen zu entwickeln, ungeachtet schwerer Belastungen … oder eben des Stresses der heutigen Welt“.1 Heranwachsende müssen sich zwangsläufig mit Herausforderungen auseinandersetzen – sei es in der Schule, in Bezug auf ihre Gesundheit oder in ihrem sozialen Leben. Leider wird die Bedeutung der Resilienz oft außer Acht gelassen. Das Leben ist geprägt von zahlreichen Konflikten, von denen viele zwischenmenschlicher Natur sind. Viele Eltern versuchen, ihre Kinder vor jeglichem Schmerz zu bewahren, an ihrer Stelle statt an ihrer Seite zu sprechen und einzugreifen, statt schwierige, aber genauso wichtige wie lehrreiche Momente zuzulassen. Wenn Eltern alle Situationen so handhaben, erweisen sie ihren Teenagern damit jedoch möglicherweise einen Bärendienst. Die Jugendlichen werden dadurch nur unzureichend auf das Leben als Erwachsene vorbereitet, das sich eben nicht in einer Filterblase abspielt, in der es alle Menschen gut mit ihnen meinen.

Forschung zu Resilienz und Cyber-Mobbing

Im Rahmen unserer Forschung2 haben wir Folgendes festgestellt: Je größer die Resilienz von Teenagern ist, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sie von Cyber-Mobbing schwer getroffen werden. Darüber hinaus handelten Jugendliche mit einem höheren Maß an Resilienz in allen Punkten so, wie es sich Eltern und Bezugspersonen von Schüler*innen wünschen, wenn sie mit Mobbing konfrontiert werden. Sie meldeten es der Schule. Sie meldeten es der Website bzw. der App. Sie änderten ihren Benutzungsnamen, blockierten den*die Täter*in oder meldeten sich ab. Dagegen unternahmen diejenigen mit der geringsten Resilienz mit größerer Wahrscheinlichkeit nichts, wenn sie von Cyber-Mobbing betroffen waren.

Durch das Umdeuten von Widrigkeiten Resilienz fördern

Nehmen wir an, dein Teenager erhält auf seinem*ihrem Social-Media-Konto verletzende Kommentare. Nun könnte es sein, dass er*sie davon emotional aus der Bahn geworfen wird und sich einredet, er*sie sei tatsächlich ein*e „Versager*in“, der*die es verdient hat, von anderen schikaniert zu werden, und dass Mobbing sein*ihr Schicksal ist und vermutlich die Meinung der meisten Menschen ihm*ihr gegenüber widerspiegelt. Besser wäre es natürlich, wenn er*sie den Vorfall durchdenken und auf positive Art und Weise verarbeiten würde. Er*Sie könnte sich beispielsweise vorstellen, dass der*die Täter*in mit seinen*ihren eigenen Unsicherheiten und persönlichen Problemen zu kämpfen hat und sich nur dann besser fühlt, wenn er*sie andere herunterzieht. Er*Sie könnte sich aber auch vor Augen führen, dass die Meinung und die Handlungen des*der Täter*in unter dem Strich völlig irrelevant sind und er*sie keine Gedanken an die Person verschwenden sollte.

Und genau hier können Eltern und Bezugspersonen mit zielführenden, unvoreingenommenen Gesprächen ansetzen und Unterstützung leisten. Indem wir Teens dabei helfen, herauszufinden, welche ihrer Annahmen keiner objektiven Betrachtung standhalten, geben wir ihnen weitere Fähigkeiten an die Hand, um ungesunden Denkmustern zu entgehen, sie zu durchbrechen und sie zu widerlegen.3 Anschließend können sie diese Muster durch gesündere, förderlichere ersetzen. Das Ergebnis ist eine positivere Sichtweise auf das Leben – jetzt und in Zukunft.

So können Bezugspersonen mit Filmen und Büchern die Resilienz fördern

Eltern und Bezugspersonen können sich das Dreigespann aus Jugend, Popkultur und Medien zunutze machen und mithilfe von Filmen und Büchern Resilienz aufbauen. Menschen haben eine ganz natürliche Verbindung zum Konzept von Geschichten. Und oft hinterlassen großartige Geschichten, die wir im Laufe unseres Lebens hören, sehen oder lesen, einen bleibenden Eindruck. In der Grundschule werden viele Kinder von Märchen und der griechischen Mythologie geprägt, in der Jugend und im jungen Erwachsenenalter von Superhelden und später im Leben von Sport- und Kriegsfilmen. Jede dieser Geschichten kann eine Inspiration dafür sein, das eigene Leben in eine großartige Geschichte zu verwandeln. Im Folgenden findest du einige unserer Favoriten, aufgeschlüsselt nach Altersstufen.

Filme und Serien zum Fördern der Resilienz:

Mittelstufe

  • Facing the Giants
  • Forrester – Gefunden!
  • Greatest Showman
  • 69 Tage Hoffnung
  • The Florida Project
  • The Rescue

Oberstufe

  • 127 Hours
  • Atypical
  • Creed – Rocky’s Legacy
  • Beflügelt – Ein Vogel namens Penguin Bloom
  • Long Walk Home
  • When They See Us

Bücher zum Fördern der Resilienz:

Mittelstufe

  • El Deafo
  • Wie ein Fisch im Baum
  • Sorta Like a Rock Star
  • Der Junge, der den Wind einfing
  • Der Punkt
  • Die Tribute von Panem

Oberstufe

  • Der lange Weg zum Wasser
  • Fast Talk on a Slow Track
  • Allein in der Wildnis
  • Der Menschen Hörigkeit
  • The Rules of Survival
  • Whirligig

Eltern und Bezugspersonen sollten dem Aufbau von Resilienz besondere Aufmerksamkeit schenken und Teenager dabei unterstützen, alle möglichen Widrigkeiten, mit denen sie online (oder offline!) konfrontiert sind, aus einem positiven Blickwinkel zu betrachten. Gleichzeitig können Medien eine Hilfe darstellen, indem sie authentische Geschichten von Menschen vermitteln, die unterschiedlichste Herausforderungen gemeistert haben und deren Einstellungen, Handlungen und Lebensweisen als Vorbild dienen können. So erhalten Teenager die nötigen Fähigkeiten, die Kontrolle über ihre Online-Erlebnisse zu übernehmen und sich besser vor Leid zu schützen. Darüber hinaus stärkst du mit der Förderung von Resilienz das Selbstvertrauen, die Problemlösungsfähigkeit, die Autonomie und die Zielstrebigkeit deines Kindes – allesamt wichtige Faktoren für eine gesunde Entwicklung junger Menschen.

1 Henderson, N. und Milstein, M. M. (2003). Resiliency in schools: Making it happen for students and educators.
Thousand Oaks, Kalifornien: Sage Publications (Corwin Press)

2 Hinduja, S. und Patchin, J. W. (2017). Cultivating Youth Resilience to Prevent Bullying and Cyberbullying Victimization. Child Abuse & Neglect, 73, 51–62.

3 Basierend auf dem ABC-Modell (Adversity, Beliefs und Consequences) von Albert Ellis. Siehe Ellis, A. (1991). The revised ABC's of rational-emotive therapy (RET). Journal of Rational-Emotive and Cognitive-Behavior Therapy, 9(3), 139–172.

Möchtest du ein anderes Land/eine andere Region auswählen, um Inhalte speziell für deinen Standort zu sehen?
Ändern