Warum der digitale Ruf deines*deiner Teenager*in wichtig ist

Cyberbullying Research Center

Sameer Hinduja und Justin W. Patchin

Der eigene Ruf spielt eine wichtige Rolle – ob in der Schule, am Arbeitsplatz, in der Community oder zunehmend auch im Netz. In den sozialen Medien, im Web und an anderen Orten im Internet findet sich eine Fülle von Inhalten, die ein Bild von dir zeichnen und die Wahrnehmung und Einstellung anderer dir gegenüber prägen. All das spiegelt sich in deinem digitalen Ruf wider, der sich aus Fotos und Videos zusammensetzt, die du (und andere) hochgeladen hast, aus Kommentaren, die du geteilt hast, Artikeln, in denen du erwähnt wirst, Aussagen, die andere über dich gepostet haben, Profilnamen, die du verwendet hast, und vielem mehr.

Die meisten Erwachsenen haben bereits verstanden, wie wichtig es ist, sich einen positiven Ruf aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Aber geht es unseren Kindern genauso? Egal, ob Jugendliche in der Mittel- oder in der Oberstufe sind – ihr digitaler Ruf sollte eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielen. Er hat Einfluss darauf, wie ihre Mitschüler*innen, ihre Lehrer*innen, ihre Trainer*innen, ihre Mentor*innen und andere Personen in ihrem Umfeld sie wahrnehmen. Hoffentlich haben sie sich über diese Tatsache bereits in irgendeiner Form Gedanken gemacht, denn es kann (und wird) passieren, dass andere Menschen auf der Grundlage ihres Onlineauftritts über sie urteilen. Tatsächlich können Entscheidungen über ihre Hochschulzulassung, Stipendien, Arbeitsstellen oder andere wichtige Lebenschancen von ihrem digitalen Ruf beziehungsweise ihrem digitalen Fußabdruck abhängen.

Zeige deinem*deiner Teenager*in, wie man seinen digitalen Ruf pflegen kann

Sprich unbedingt mit deinem*deiner Teenager*in darüber, wie wichtig es ist, mit den eigenen Informationen im Netz sorgfältig umzugehen. Erinnere dein Kind daran, dass alles, was es online veröffentlicht, in Zukunft von anderen eingesehen werden kann. Fühlt es sich wohl damit? Ermutige deine*n Teenager*in dazu, sich diese Frage vor jeder Veröffentlichung von Inhalten zu stellen.

Schau dir als Nächstes an, was bereits im Internet über dein Kind zu finden ist. Gib zuerst den Vor- und Nachnamen deines*deiner Teenager*in (vielleicht gemeinsam mit der Schule und/oder Stadt) in die großen Suchmaschinen oder auf anderen Such-Websites ein. Am besten verwendest du dafür einen privaten oder „Inkognito“-Tab, damit die Suchergebnisse nicht auf der Grundlage deines Browserverlaufs und deiner Cookies speziell auf dich zugeschnitten werden. Sollten sich auf Konten, die dir oder deinem*deiner Teenager*in gehören, problematische Inhalte finden, ermuntere ihn*sie dazu, diese zu entfernen. Befinden sich diese Inhalte auf einer anderen Website oder in einem Profil, auf das du nicht zugreifen kannst, überlege dir, wie du die verantwortliche Person kontaktieren kannst. Bleib dran, auch wenn du keine Rückmeldung erhältst, oder wende dich an ein Unternehmen, das sich speziell um Reputationsmanagement kümmert. Alternativ kannst du auch eine*n Anwält*in einschalten. Außerdem kannst du offiziell beantragen, dass veraltete Inhalte oder persönliche Informationen aus bestimmten Suchergebnissen entfernt werden. Um problematischen Inhalten entgegenzuwirken, kannst du deine*n Teenager*in auch dabei unterstützen, Möglichkeiten zu finden, um in Nachrichten oder anderen Online-Beiträgen erwähnt zu werden.

Denke immer daran, dass andere den Ruf deines*deiner Teenager*in negativ beeinflussen können, indem sie ihn*sie in Fotos und Beiträgen markieren – die dann wiederum im Social-Media-Feed oder in Suchergebnissen zu deinem Kind auftauchen könnten. Dein Kind kann immer versuchen, seine Markierung selbst zu entfernen oder die Person, die den Inhalt veröffentlicht hat, zu kontaktieren und um die Entfernung zu bitten. Sollte das nicht funktionieren, sprich mit deinem*deiner Teenager*in darüber, die jeweilige Person zu melden und einen formellen Antrag auf Entfernung des Inhalts an die Social-Media-Plattform zu stellen.

Persönliches Branding

Forschungsergebnisse1 haben gezeigt, dass soziale Medien wichtigen beruflichen Zwecken dienen können, wie z. B. dem persönlichen Branding, der Selbstdarstellung und der Steuerung der Außenwahrnehmung. Wir ermutigen daher zu einer bewussten positiven Nutzung dieser Medien. Es ist wichtig, dass sich junge Menschen besonders anstrengen, um in der Schule und in ihrer Gemeinschaft gute Leistungen zu erbringen (z. B. indem sie zu den Besten gehören, ehrenamtliche Arbeit leisten, an außerschulischen Aktivitäten teilnehmen usw.). Dies dient nicht nur ihrem persönlichen Wachstum, sondern zeigt auch anderen ihre harte Arbeit, Integrität und ihr uneigennütziges Engagement.

In diesem Zusammenhang macht es vielleicht Sinn, deinem*deiner Teenager*in nahezulegen, eine eigene Website zu erstellen, oder ihn*sie sogar bei der Erstellung zu unterstützen. Dort kann er*sie Belege für akademische, sportliche, berufliche oder ehrenamtliche Erfolge, positive Referenzen und Empfehlungen anderer sowie passende Fotos und Videos hochladen, die Reife, Charakterstärke, Kompetenz und Freundlichkeit zeigen. Dies ist umso wichtiger, wenn ein*e Teenager*in in der Vergangenheit einen Fehler gemacht und etwas Unangemessenes im Netz veröffentlicht hat. Wenn möglich sollte er*sie versuchen, die Menge an positivem Online-Content hervorzuheben und zu steigern. Dadurch erhalten negative Inhalte weniger Sichtbarkeit und haben einen geringeren Einfluss. Grundsätzlich sollten Jugendliche bei allen Online-Aktivitäten überlegen, wie das, was über sie gepostet wird, ihnen nützen kann, anstatt ihnen zu schaden. Eltern sollten ihren Kindern dabei helfen, ihren digitalen Ruf für zukünftige Chancen zu nutzen und so ihre Erfolgsaussichten zu erhöhen.

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